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Die Angst vor Südafrika – Wie eine Weltmeisterschaft die Welt spaltet

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Es ist ein Highlight für jeden sportbegeisterten Menschen um den Erdball – egal ob Deutscher, Brasilianer, Engländer, Chinese oder Inder: Die Fußball-Weltmeisterschaft! Alle vier Jahre versammeln sich 32 Nationen für vier Wochen in einem Land und spielen im Rampenlicht der Weltöffentlichkeit den Titel der FIFA Weltmeisterschaft aus. Doch das Endturnier 2010 in Südafrika scheint schon vor dem Anstoß im Juni zum Scheitern verdammt…

Es war ein historischer Moment, als FIFA Präsident Joseph S. Blatter am 15. Mai 2004 den Beschluss des Exekutivkomitees bekannt gab, dass die WM 2010 an Südafrika vergeben wird. Erstmals sollte damit eine Endrunde der Weltmeisterschaft auf dem afrikanischen Kontinent stattfinden. Aufgrund eines von der FIFA beschlossenen Rotationsprinzips wurden für die WM 2010 nur Bewerbungen afrikanischer Länder genehmigt. Neben Südafrika wurden noch Ägypten und Marokko als Bewerber zugelassen, während eine gemeinsame Bewerbung von Libyen und Tunesien zuvor abgelehnt wurde.

Eine Entscheidung die in Afrika mit viel Jubel aufgenommen wurde, während der Großteil der restlichen Welt mit Skepsis reagierte! Kann ein Land wie Südafrika eine Großveranstaltung wie die Fußball-Weltmeisterschaft erfolgreich meistern? Würde das Land es schaffen, die zahlreichen Richtlinien und Anforderungen der FIFA zu erfüllen? Wie sieht es mit der nicht vorhandenen Infrastruktur aus? Werden die Stadien rechtzeitig fertig? Fragen über Fragen und selten Antworten, die einem die Zweifel nehmen.

In der Tat vertrete ich die Meinung, dass eine Weltmeisterschaft auf afrikanischen Boden längst überfällig war. Es kann nicht sein, dass ein “Weltturnier” nur in Europa, Nord- & Südamerika und seit kurzem endlich auch in Asien ausgespielt wird! Natürlich müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt werden um solch ein Highlight professionell und erfolgreich ausrichten zu können und somit auch dem Ruf einer WELTmeisterschaft gerecht wird. Die Entscheidung Südafrika den Zuschlag für das Endturnier zu geben halte ich für eine mutige, aber auch riskante Entscheidung.

Viele Europäer kennen Südafrika als beliebtes Urlaubsland und die Metropole Kapstadt gilt als Touristenhochburg. Traumhafte klimatische Bedingungen, Nationalparks, Abenteuer pur. Doch hinter der Fassade verbirgt sich eine komplexe Nation mit einer schwierigen Vergangenheit und einer noch schwierigeren Gegenwart. Südafrika ist ein Land mit vielen großen sozialen Problemen. Die Apartheid mag zwar offiziell Geschichte sein, doch Rassismus ist noch immer ein großes allgegenwärtiges Problem. Schwarze werden immer noch weitaus schlechter bezahlt als Weiße. Große Teile der schwarzen Bevölkerung wohnen in sogenannten “Townships” außerhalb der Städte, in denen sich der Lebensstandard auf dem untersten Niveau befindet. Die Städte sind in der Regel von reichen weißen Menschen bewohnt, die gezwungen sind Ihre Wohnungen und Apartments durch elektrische Zäune und Sicherheitspersonal zu schützen.

Doch das größte Problem Südafrikas ist die hohe Kriminalität und die erschreckende Brutalität der Verbrechen, die insbesondere in den Großstädten anzutreffen ist. Trotz seit Jahren sinkender Trends hat Südafrika weltweit die höchste Verbrechensrate. Bewaffnete Überfälle, Vergewaltigungen und Morde werden inzwischen von der Bevölkerung als “normal” registriert. Südafrikas ehemaliger Staatspräsident Thabo Mbeki bezeichnete die Situation vor kurzem mit dem Wort “Wahrnehmungsproblem”. Die Gründe für die Kriminalität liegen hauptsächlich an der großen sozialen Ungleichheit und den extremen Gegensätzen von armen (meist schwarzen) und reichen Bürgern in den Städten Südafrikas.

Auf Grund meiner mehrfachen Südafrika-Besuche im Rahmen meiner Tätigkeit im Fußballsport kann ich die Bedenken der Skeptiker nur zu gut nachvollziehen! Noch nie fühlte ich so eine Unsicherheit in mir und meinen Mitmenschen, als im Lande Nelson Mandelas. Angst, Misstrauen, Rassismus und Gewalt war überall zu spüren und zu sehen. Selten hat man ein Land mit solch katastrophalen Bedingungen gesehen wie Südafrika. Öffentliche Verkehrsmittel sind non-existent und es wird einem abgeraten gewisse Taxiunternehmen zu benutzen.

Südafrika hat in der Vergangenheit bereits Weltmeisterschaften in anderen Sportarten erfolgreich ausgerichtet, jedoch kann der Aufwand einer Fußball-Weltmeisterschaft nicht mit den anderen Turnieren verglichen werden. Einen weiteren wichtigen Faktor wird das Wetter spielen! Die WM 2010 wird im Juni/Juli ausgespielt – mitten im südafrikanischen Winter, in dem Temperaturen unter dem Gefrierpunkt herrschen! Es wird also kein Sommermärchen wie im Jahre 2006, als Fans aus der ganzen Welt nach Deutschland reisten und das Land in eine Märchenwelt verwandelten.

Die Unsicherheit der Fußballfunktionäre und Fans ist größer denn je vor einem Endturnier. Und diese Unsicherheit spiegelt sich vor allem im schleppenden Ticketverkauf wieder. Das WM-Organisationskomitee musste vor kurzem eingestehen, dass der Kartenvorkauf weit hinter den Erwartungen hinterherhinkt. Weder die einheimischen Fans, noch die ausländischen Schlachtenbummler nehmen das Angebot wahr. Dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) wurden von der FIFA als Teilnehmerland ein Kartenkontingent von rund 21.000 Ticket zur Verfügung gestellt. Jedoch konnte der DFB bis jetzt lediglich 1.000 Karten verkaufen. Aber auch in anderen europäischen Ländern wie England oder den Niederlanden, die erfahrungsgemäß immer mit einer wahren Heerschar von Fans anreist, bleibt man auf den Tickets sitzen.

Die Hoffnung ist groß, dass die Weltmeisterschaft 2010 trotz aller Bedenken und Skepsis ohne Zwischenfälle und erfolgreich ausgespielt wird. Doch es wird eine Weltmeisterschaft der Unsicherheit und Angst für Spieler, Funktionäre und Fans. Der Wunsch nach einem unvergesslichen sportlichen Highlight auf afrikanischen Boden ist groß, doch der Anschlag auf die Nationalmannschaft Togos beim Africa Cup of Nations ist ein weiterer Tropfen Öl in das Feuer der Skeptiker.

Südafrika wird stellvertretend für den gesamten Kontinent auf dem Prüfstand stehen, wenn am 11. Juni der Gastgeber das Turnier gegen Mexiko eröffnet. Ein Spiel, mit dem gleichzeitig das größte Spiel des Turniers angepfiffen wird: Hoffnung gegen Skepsis! Vier Wochen Sport auf höchstem Niveau oder ein Eigentor für den Fußball und eine verheerende Niederlage für Afrika…? Kick-off 2010 FIFA World Cup!