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Maxine Birker im Interview: Es ist das Spiel, was mir so viel Freude macht!

DSC Arminia Bielefeld Kapitänin und Co-Trainerin Maxine Birker im Interview mit Chris Punnakkattu Daniel (CPD Football)

Chris: Du bist mit dem Herforder SV in den Jahren 2008 und 2010 in die 1. Bundesliga aufgestiegen. Wie groß waren dein Wunsch und deine Ambitionen, auch langfristig in der 1. Frauen-Bundesliga zu spielen? Hättest du dir vorstellen können auch zu einem der etablierten Erstligisten zu wechseln?

Maxine: Ich hatte damals einige Angebote und habe mir auch ein paar Stationen angeschaut. Aber ich war schon immer sehr Heimatverbunden und habe den Schritt nie gewagt. Mein persönliches Umfeld war mir dazu zu wichtig. Zu einem meine Familie zum anderen hatte ich immer einen festen Freund. 🙂
Ich wollte nie alles auf die Karte Frauenfußball setzen, weil es meines Erachtens viel zu weit weg von der Realität Profifußballer ist.


Chris: Du hast in den U-15, U-17 und U-19 Teams des DFB internationale Erfahrungen sammeln können. Dabei möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass du bei deinem Debüt für die U-19 Nationalmannschaft innerhalb von 20 Minuten vier Tore erzielt hast. Wie sehr haben dich diese Erfahrungen beim DFB geprägt und sportlich weiterentwickelt?

DSC Arminia Bielefeld Kapitänin und Co-Trainerin Maxine Birker (© MB Photography - Marc Beckamp)

DSC Arminia Bielefeld Kapitänin und Co-Trainerin Maxine Birker (© MB Photography)

Maxine: Natürlich war es für mich immer eine Ehre für Deutschland zu spielen. Man konnte sich mit den besten Spielerinnen weltweit (in der eigenen Altersklasse) vergleichen und ist viel gereist. In meiner Altersklasse gab es erst ab der U-19 offizielle Turniere. Bis zu U-17 gab es lediglich Freundschaftsturniere… Ich denke der wesentliche Unterschied war jedoch nur der Name. Die “U-17 Zeit” war super. Ralf Peter war unser Trainer und ich war Kapitänin – ich habe gelernt Verantwortung auf dem Platz zu übernehmen. Die vier Tore im U-19-Debüt waren auch klasse, aber an diese Zeit habe ich eher wenig gute Erinnerungen. Da ich mich dort damals dafür entschieden habe für keine Auswahlmannschaft mehr zu spielen.


Chris: Was waren bislang deine persönlichen Highlights in deiner Laufbahn als Fußballerin? An welche Anekdoten erinnerst du dich gerne zurück?

Maxine: Ich war mit 15 Jahren Stammspielerin in der Frauenbundesliga. Früher habe ich das gar nicht richtig wahrgenommen, heute macht mich das schon stolz. Birgit Prinz war das Nonplusultra in der Frauen-Bundesliga, ich erinnere mich an ein Spiel, in welchem ich sie ganz schön geärgert habe. Da erinnere ich mich gern dran zurück.
Der erste Aufstieg mit Herford war sensationell, wir hatten eine richtig geile Truppe. Es gibt einige schöne Momente…


Chris: Welche negativen Erlebnisse haben dich als Fußballerin geprägt und reifen lassen? Und wie wichtig waren diese Momente im Nachhinein?

Maxine: Das ist schwer zu sagen. Ich bin sehr ehrgeizig und in jungen Jahren stand ich mir selbst sehr oft im Weg. So richtig zufrieden war ich nie… bin ich heute auch selten.
Früher hat das manchmal dazu geführt, dass ich zu früh den Kopf hängen lassen habe.
Nach der ersten Saison in Bielefeld habe ich auch kurz gezweifelt, ob dies der richtige Weg ist. Viele ältere Spielerinnen hatten damals aufgehört und wir hatten sehr viele jüngere an Bord. Doch wir haben durchgezogen – und es bis in die 2. Liga geschafft – auch durch schwere Zeiten. Wir haben Testspiele gegen Herford gemacht, die haben uns jedes Mal eine Klatsche gegeben und uns teilweise ausgelacht, aber wir sind unseren Weg gegangen. Deshalb denke ich, dass etwas fürs Leben gelernt habe. Nämlich auch durch schwere Phasen zu gehen und nicht alles Hinzuwerfen. 🙂


Chris: Der Frauenfußball in Deutschland durchläuft in den letzten Jahren eine Professionalisierung in allen Bereichen auf und außerhalb des Spielfeldes. Dies führt auch dazu, dass die öffentliche Akzeptanz für den Frauenfußball sich immer weiter verbessert. Wie schwer war es für dich am Anfang deiner Karriere als junges Mädchen Fußball zu spielen? Wie siehst du die Entwicklung des Frauenfußballs und der sich verändernden Akzeptanz in der Öffentlichkeit?

Maxine: Als Mädchen musste man sich jedes Spiel aufs Neue beweisen. Man hat viele Sprüche von den Jungs gedrückt bekommen. Aber eher, weil sie es nicht mochten von einem Mädchen gestoppt oder gar ausgespielt zu werden. Heute ist es für die ganz Kleinen schon fast etwas normales, dass auch Mädchen Fußball spielen. Trotzdem bin ich fest davon überzeugt, dass Mädchen so lange wie möglich mit Jungs zusammenspielen sollten.
Sonst wird der Frauenfußball nicht besser, sondern eher schlechter.
Die Mädels lernen sich gegen Jungs durchzusetzen und entwickeln einen ganz anderen Ehrgeiz als in Frauenteams.


Chris: Welche Veränderungen und/oder Verbesserungen würdest du dir persönlich aus deiner tagtäglichen Erfahrung für die Weiterentwicklung und Professionalisierung des Frauenfußballs wünschen – sowohl sportlich, als auch im administrativen Bereich?

DSC Arminia Bielefeld Kapitänin und Co-Trainerin Maxine Birker (© MB Photography - Marc Beckamp)

DSC Arminia Bielefeld Kapitänin und Co-Trainerin Maxine Birker (© MB Photography)

Maxine: Natürlich wäre es optimal, wenn Frauen die gleichen Voraussetzungen wie Männer hätten. Es wäre schön, wenn alle Mädels bis zur B-Jugend freiwillig bei den Jungs spielen könnten. Ich denke, dass die schulische Unterstützung bereits gegeben ist. Jedoch sollte das Ziel Profifußballerin von Beruf zu werden, attraktiver werden. Dazu müsste man versuchen den Frauenfußball anders zu vermarkten, ähnlich wie in Schweden oder in den Staaten.
Sodass mehrere Leute Interesse an dem Sport bekommen und auch Tickets für die Spiele kaufen. Denn letztendlich müssen die Gehälter auch irgendwie finanziert werden.
Die Frauen sollten sich mit Ihrer Karriere auch ein Polster ansparen können. Dazu müsste der Frauenfußball öffentlicher sein, mindestens ab der 2. Bundesliga müsste es feste Arbeitsplätze hinter dem sportlichen geben.
Ich habe oft das Gefühl, dass der DFB in einer Traumwelt lebt. Sie sehen die ersten vier Mannschaften der 1. Bundesliga und gehen davon aus, dass alle anderen Clubs, auch die aus den 2. Ligen die gleichen Voraussetzungen haben. Das zeigen doch aktuell die Spielverlegungen auf einen Mittwoch. Wer Vollzeit arbeitet, wird bald nicht mehr 2. Bundesliga spielen können – schon lange nicht, wenn es die eingleisige zweite Liga ist. Ich denke das wird eine reine U-23 Liga. Irgendwie muss nämlich jeder irgendwann seinen Lebensunterhalt finanzieren.


Chris: Müssen Vereine noch mehr in ihre Frauenabteilungen investieren und diese fördern, so dass ähnliche Strukturen entstehen wie im Männerfußball? Und wie realistisch sind solche Gedankengänge?

Maxine: Im Endeffekt ist es so: Geld regiert die Welt. 😉 Natürlich müsste in allen Bereichen mehr Geld fließen. Zumindest so viel, dass die Spielerinnen professionell sein können.
Aber man müsste auch dafür sorgen, dass der Frauenfußball mehr Zuschauer anlockt. Das Event, der Spieltag, müsste für eine bestimmte Zielgruppe angepriesen werden. Eventuell für Familien. Auf kurz oder lang, sollten die Frauenabteilungen jedoch nicht abhängiger von den Strukturen des Männerfußballs werden, im Gegenteil. Auch der Verband hat hier noch einiges aufzuholen, da der Frauenfußball nur mit medialer Aufmerksamkeit auch für Sponsoren interessanter wird. Solange hier nur die Top 5 Klubs und das Nationalteam eine Rolle spielen, wird es nie gelingen zwei finanziell gesunde und sportlich ausgeglichene Ligen mit einem wachsenden fußballerischen Niveau zu etablieren.

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